Jonathan Meese mag ein in allen Hinsichten extremer Künstler sein. Aber wenn er sagt: "In der Diktatur der Kunst regiert die Sache, wie Licht, Atmung, Gelee (Erz), Liebe oder totale Schönheit, wie z. B. Scarlett Johansson", dann hat er recht. Je mehr Musik ich spiele, je mehr Kunst ich sehe, desto wichtiger wird sie mir, diese Sache.
Die Sache, ohne sie geht es nicht. Gerade in einer Gesellschaft die sowohl überflutet als überfüllt ist: von gefälschten Nachrichten und digitalen Pseudowelten, von Informationsmüll und naiven Überzeugungen in dieser neuen medial kontrollierten Überwachungsdemokratie, gerade hier tut diese Einsicht so gut. Es gibt sie nämlich noch, die echte Sache, die Sache an die man glauben kann, glauben darf, glauben muss. Meese behauptet es, und ich entdecke sie jeden Tag in meiner Arbeit aufs Neue wieder.
Und wie befreiend war es nicht, bei der am vergangenen Wochenende stattfindenden Ernst von Siemens-Preisverleihung, die Musik von Beat Furrer zu spielen, nach drei ziemlich nichtsagenden Klangstudien dreier Förderpreisträger, die Erlösung: Furrers Musik: Musik mit Flow, Musik mit Bogen, Musik mit echten, erzählerischen Qualitäten.
Der Klang ist die Seele der Musik, das habe ich schon lange gedacht, und wenn wir die Echtheit in unseren Leben zulassen, unser Hören pflegen, und standhaft an dieser Sache festhalten, dann pflegen wir auch unsere Seele. Es regiert eben, die Sache.