Die Landschaft dort unten erscheint mir so unwahrscheinlich vielfältig schön und ich frage mich: wie haben es die modernen Bauern geschafft, derart kreativ in farbigen, scheinbar ungeplanten Strudeln zu stricken? Was wollen sie mir damit sagen?
Ich fliege durch den Himmel und ein neuer Gedanke prallt auf mich zu, wie ein entgegenkommendes Flugzeug: Es gibt kaum echte Rückzugsorte mehr. Ich meine, nicht abgelegene Orte zur Erholung, die gibt es schon. Nein, ich meine Rückzugsorte an denen man sich vor sich selbst zurückziehen kann, vor dem körpereigenen, ja fast vorprogrammierten Drang, ständig etwas zu machen, etwas zu verbessern, etwas zu leisten.
Langstreckenflüge wie dieser ermöglichen solche Erfahrungen. Es ist komplett erstaunlich, was es mit mir tut wenn ich weiß, dass mir die nächsten sechs oder acht Stunden nichts anderes als das passieren wird. In der Luft hängen. Im Moment sein. Eine Lücke in der Zeit, zwischen den Zeitzonen, ein einziges großes Hier-und-Jetzt und doch weit weg von der Gegenwart. Ein Ort an dem Vergangenheit und Zukunft aufeinandertreffen.
Weit über dem Ozean in diesem Freiraum denke ich über meine Träume nach, über Verlorenes und Gefundenes, finde Sandkörner heutiger und gestriger Hoffnungen. Der reife, freie Moment kommt gerade wie wir die Küste Irlands verlassen und aufs offene Meer steuern. Das Meer. La Mer. Debussy, du hattest recht. Das bebend grüne unter uns, das frei fließende in uns.